Sparen, aber nicht allein - der Kollektivgedanke, der dahinter
steckt, ist nach 230 Jahren immer noch hochaktuell. Wie das
Bausparprinzip im Einzelnen funktioniert und welche Vorteile
sich daraus ergeben.
Geschichte
Birmingham, 1775: Akute Wohnungsnot herrscht in den
Ballungsgebieten - eine Lösung muss her, und zwar schnell. Die
Arbeiter hocken allabendlich in ihrer Stammkneipe "Zum
Goldenen Kreuz" und brüten über einer Lösung, wie sie
mit ihren geringen finanziellen Mitteln ein eigenes Heim für
ihre Familie verwirklichen können. So müssen sie auf die Idee
mit dem Solidaritätsprinzip gekommen sein. Der Grundgedanke des
Bausparens ist so einfach wie genial: Alle Bauwilligen zahlen
regelmäßig in einen gemeinsamen Topf ein. Damit können einige
ihren Hauswunsch sofort realisieren, weil ihnen die
angesammelten Spargroschen der anderen als Kredit zur Verfügung
stehen. Sobald sie in die eigenen vier Wände eingezogen sind,
sorgen sie mit entsprechenden Tilgungsleistungen für
Mittelzufluss zugunsten der anderen. Eine Idee, die sich seit
Anfang des 20. Jahrhunderts auch in Deutschland durchgesetzt
hat. Mittlerweile landet jede fünfte Mark, die in Deutschland
gespart wird, auf einem Bausparkonto.
Prinzip
Angenommen, zehn Bauinteressenten wollen Wohneigentum zum Preis von jeweils
1000 Geldeinheiten erwerben, haben aber noch kein Eigenkapital.
Wenn jeder von ihnen ein Zehntel des erforderlichen
Finanzierungsaufwands im Jahr zusammenbrächte, hätte er erst
nach zehn Jahren genügend Kapital gespart. Tun sich die zehn
Bauwilligen jetzt aber zusammen, sinkt die Wartezeit für sie
auf durchschnittlich fünfeinhalb Jahre. Denn schon nach dem
ersten Jahr ist genügend Geld für den ersten Interessenten
vorhanden. Er nimmt seine 100 Geldeinheiten und leiht sich bei
den anderen weitere 900. Im zweiten Jahr zahlen die übrigen
neun Interessenten ihre Sparbeiträge von insgesamt 900
Geldeinheiten ein, der erste Häuslebauer zahlt 100
Geldeinheiten Tilgung - macht zusammen wieder 1000
Geldeinheiten. So kann am Ende des zweiten Jahres bereits der
Nächste aus dem Kollektiv seine Immobilie kaufen oder bauen.
Kommen neue Bauwillige hinzu, verkürzen sie die Wartezeiten der
ersten zehn Bauwilligen, weil sie den Topf zusätzlich mit ihren
Mitteln auffüllen.
Die Zuteilungsmasse: Das Geld, das die Mitglieder ansparen,
heißt im Fachjargon Zuteilungsmasse. Sie setzt sich zusammen
aus dem, was die Mitglieder in der Sparphase ansammeln - plus
Guthabenzinsen und Wohnungsbauprämien - sowie aus den
Tilgungszahlungen. Aus diesen Mitteln erhalten die Bausparer
nach der Zuteilung des Bausparvertrags die Bauspardarlehen. Wer
keinen Kredit benötigt, lässt sich "nur" das
Guthaben auszahlen.
Vorteile
Abhängig vom
Einkommen erhält der Bausparer staatliche Förderung in Form
der Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage.
Bereits bei
Vertragsabschluss ist klar, zu welchen Bedingungen er das
spätere Bauspardarlehen erhält.
Der Darlehenszins
wird über die gesamte Laufzeit hinweg als Festzins garantiert.
Viele Banken
verlangen einen Zuschlag für Darlehen unter 50.000 EURO;
dieser fällt hier nicht an.